Am Mittwoch war ich auf einer Fortbildung, die tatsächlich auch mal wieder ganz informativ war – nach über zwanzig Berufsjahren sind ca. 75% aller Fortbildungen eher Wiederholungen und nur 25% echt neues. (Nichts gegen Wiederholungen, hilft ungemein um Dinge wirklich im Hirn zu verankern und schließlich ist auch der Sex nach 20 Wiederholungen/Ehejahren immer noch interessant und wünschenswert. Aber wenn man nach acht Stunden Arbeit abends einen Vortrag hört und sich denkt, den hätte ich auch genau so gut halten können und hätte mich noch nicht einmal groß vorbereiten müssen, dann war es doch schade um die Zeit.) Es ging unter Anderem um Interaktionen, ein sehr spannendes Thema bzw., und den Interaktionskandidat Nummer Eins das Johanniskraut, das man (leider!) in jeder Drogerie oder Supermarkt kaufen kann, hoffnungslos unterdosiert, so daß die Wirkung maximal Plazeboeffekte hat, aber für Wechselwirkunges reicht es locker. Und die sind häufig!
IMHO ist es unverantwortlich, daß es Johaniskraut überall zu kaufen gibt. Aber das ist noch mal ein ganz anderes Thema, wieso pflanzliche Arzeimittel in die Apotheke gehören und warum sie dort zum Teil so teuer sind. Nur zwei Worte: Sicherheit und Qualität.
Jedenfalls war der Appell des Vortragenden: fragt die Leute ob sie noch andere Sachen einnehmen – das ist enorm wichtig für die Arzneimittel-Sicherheit und -Wirkung.
Später am Nachmittag war der Vortrag über das Apotheker-Leit(d)Bild der FIP (internationale Vereinigung der Pharmzeuten) wo es um Kommunikation ging. Die Referntin stellte einen Flowchart dar, in dem es um die Wahrnehmung und Reaktion auf veränderte Situationen ging. So z.B. daß ein Mensch beurteilt, ob er eine Situation bedrohlich findet, aber sich als Herr der Lage empfindet oder eben nicht, und wenn nicht, dann gibt es den „fight or flight“ Reflex. Auf Deutsch: Angriff oder Flucht. In der anschließenden Fragerunde kam die Frage einer Teilnehmerin, was sie machen soll, wenn die Kundin ihr auf die Frage: “ Welche Medikament nehmen sie sonst noch?“ Mit einem aggressivem „Was geht Sie das an?“ antwortet. Da meinte die Referentin, daß sich die Kundin vielleicht in einer unbeherrschbaren und für sie bedrohlichenSituation sah und eben mit Aggression reagierte. Dann wäre es gut einfach nur das Beratungsangebot zu machen und es dem Patienten freizustellen, wann und ob er das annehmen will.
„Vielleicht war sie aber auch einfach nur eine Psychopathin.“ War dann der Abschlußsatz, schließlich wäre ein Mensch von Tausend einer. Ich sah in diesem Moment einen Nachbar in meiner Sitzreihe direkt an und wir sagen beide gleichzeitig: nur einer von tausend? Bei uns sind das mehr!
Böse – bei uns sind es mehr. Vielleicht habt ihr da drunten einfach die Nester … 🙂
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