Mit diesen Worten wird in einem SWR Beitrag mal kurz die komplette Phytopharmazie als irrelevant deklassiert. Auf Apotheke Adhoc ist hier der Bericht über die Sendung. Besonders dämlich ist die Aussage: Sinupret kostet 10,-€ und die Kräuter, die drin sind bekomme ich für 14 Cent, ich vermute, daß die vierzehn Cent sich auf die einzelne Tablette beziehen. Das macht dann aus dem Preisunterschied erst so richtig einen „SKANDAL!!“ Ich möchte gerne erklären warum diese Aussage grottenfalsch ist.
Könnte ich nicht wirklich auf den Markt gehen und bei der Kräuterfrau die Heilpflanzen kaufen, die da im Sinupret drin sind und mir das Ding einfach selber mischen? Könnte ich schon, nur wird diese Mischung vermutlich gar nicht oder kaum wirksam sein. Die Apotheker und PTAs, die mitlesen wissen was ich mit Anforderungen des Deutschen Arzneibuchs (DAB) meine, für Nicht-Phrmazeuten: das DAB beschreibt genau welche Varietät der Heilpflanze die „offizinelle“ ist, also die wirksame. Bei der Minze ist das z.B die Pfefferminze – Mentha Piperitae – welche Teile davon verwendet werden – hier die Blätter – und welche Leitsubstanz in welcher Konzentration vorhanden sein muß. Bei der Kamille wird z.B. der Azulengehalt bestimmt (das kann man, wenn man viel Langeweile hat, in der Apotheke selber machen) und wenn der nicht stimmt, dann darf diese Kamille nicht als Heilpflanze verkauft werden, sondern nur als Lebenmittel. In anderen Worten: der Kamillentee für -,99€ vom Aldi ist die Ware, die für die Apotheke nicht gut genug war und taugt als Heiltee also gar nichts.
Wenn ich also auf dem Markt Kräuter kaufe, so sind die sicher nicht nach Arzneibuch geprüft und es ist auch nicht sicher gestellt, daß der Thymian, den ich kaufe, die Untervarietät ist, die die gewünschten Leitsubstanzen im richtigen Verhältnis hat.
Qualitativ gute pflanzliche Arzneimittel herzustellen bedarf sehr viel Erfahrung und eine Menge Know-how. Es kann während der Produktion schon mal passieren, daß eine komplette Charge weggeschmissen wird, weil sie den Anspruch an Qualität nicht genügt. Zu wenige Wirkstoff, zu viel, Verunreinigungen, thermisch labile Substanzen haben sich zersetzt, weil es zu warm war etc. Bei den wirklich guten Firmen, wie z.B. Bionorica oder Spitzer, ist man inzwischen so weit, daß man schon beim Saatgut mit der Qualitätskontrolle beginnt. So etwas kostet aber nun mal auch ein klein wenig mehr Geld, als auf dem Weltmarkt Ware zu kaufen, die eben grade so den Minimalanforderungen genügt, ohne Finesse einen Extrakt draus zu machen und den abzufüllen.
Ich würde der Redaktion mal freundlichst den Link auf so einen Post wie diesen zukommen lassen. Qualitätsjournaöismus – den sie sich ja anmaßen – bedarf eben auch gründlicher Recherche. Das scheinen die ÖR wohl inzwischen auch nicht mehr so genau zu nehmen …
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Das fällt mir schon seit längerem auf…
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Tja, für meine „EOS 6D“ samt Objektiv(e) habe ich reichlich Geld investiert, und mache nun (für eine Verhältnisse) tolle Fotos damit.
Ich hätte mir natürlich für ein paar wenige € eine Hand voll Sand im Garten (Glas und Microchips), eine paar Lieter Öl an der Tanke (Plastteile) und ein paar Brocken Rohmetalle im Baumarkt (Kopus und Elektronik) kaufen können. Und das alles das zu kleinen Bildern arangieren und mit Bastelkleber auf Papier festtackern. Wäre zumindest kreativ gewesen… 😉
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