Ich habe eine L-Polamidon Rezeptur versemmelt, so richtig, komplett alles falsch gemacht. Erstmal das Rezept nicht richtig gelesen (aber da stand doch wirklich je 3 Portionen!), dann falsch gemischt. Was mache ich jetzt nur? Wenn es nicht ein BTM wäre, dann könnte ich es ja einfach wegkippen und noch mal von vorne beginnen. Aber ich muß es doch dokumentieren! Soll ich da in die BTM Kartei schreiben: 155ml L-Polamidon Rezeptur Verlust? – das glaubt doch niemand. Und der Kunde wartet ….
Estmal dem Kunden sagen, daß das alles nicht so schnell geht und daß er bitte wiederkommen möchte. Wann? Ja, morgen? Was?! Ja, ok, heute Nachmittag. Ich schwitze und rechne, kann ich das noch retten? Wenn ich vielleicht ….. Oder so? Langsam und leise ertönt Musik und es ist hell – ich habe geträumt. Mit einem fiesen Gefühl in der Magengrube mache ich erst mal einen Tee, d.h. ERST füttere ich die Katzen und dann gibt es Tee. So langsam ordnet sich der Traum und ich merke jetzt, daß diese Verordnung ja auch völliger Käse ist. Die hätte ich ja nie so ausführen dürfen, das war ja ein Take-Home Rezept für über zwei Wochen, das geht ja gar nicht. Etwas erleichtert rüge ich die Katzen, daß sie nicht bessere Traumwächter waren – interessiert sie nicht die Bohne, aber könnte ich nicht bitte noch mal das RICHTIGE Futter geben? – und beruhige mich.
Das also sind (schlechte) Apotheker-Träume. Ein Albtraum ist es erst dann, wenn es in der Realität passiert.
Deswegen bitte immer etwas Geduld in der Apotheke, wenn wir uns „schwer machen“ und Euer Rezept nicht schnell und ohne Nachfragen bearbeiten. Das machen wir, weil wir ein Problem sehen, und es lösen wollen. Damit Ihr das richtige Medikament bekommt. Nicht weil wir unwillig oder unfähig sind. So Aussagen wie: dann gehe ich eben in eine andere Apotheke, sind nicht sinnvoll, denn eine andere Apotheke wird sich genau so anstellen. Und wenn sie es nicht tut, dann weil Ihr und Euer Wohlergehen der Bedienerin einfach völlig egal sind. Leider gibt es auch solche Apotheken. Unsere ist natürlich VIEL! besser.
Gestern bei uns in der Hausarztsprechstunde: Bisher unbekannter Patient will Bromazepam auf Rezept für eine Auslandsreise. Als ich mich sehr skeptisch zeige, zieht er aus seiner Tasche diverse Bromazepamrezepte anderer Ärzte, auf denen N1 in N3 handschriftlich ausgebessert (gefälscht) wurde – sozusagen als Beweis, dass er das braucht und es schon seine Richtigkeit hat.
Wenn das die rezeptierenden Ärzte wüßten, hätten sie wahrscheinlich auch Alpträume.
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Und diese gefälschten Rezepte sind beliefert worden? 😱
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Das waren wohl nur seine Übungsrezepte für Studien der Fälschung 😁
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BtM-Rezepturen musste ich bisher zum Glück nie machen.
Aber so rein rechtlich wäre der sichere weg gewesen, die missglückte Rezeptur zu vernichten, mit Vernichtungsprotokoll und 2 Zeugenunterschriften.
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Jepp, so schlimm ist das mit den BtM-Vernichtungen gar nicht. Ein Vernichter und 2 Zeugen, relativ formlos dokumentieren -> erledigt.
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„…dann gehe ich eben in eine andere Apotheke…, die machen das immer ohne Probleme… etc.“
Es gibt noch ein paar andere Lösungen für dieses scheinbare Paradox, z.B.
-die „andere Apotheke [TM]“ kennt das Problem / den Patienten / den Arzt (vorzugsweise alles 3 zusammen) schon, und kennt daher auch die Lösung des speziellen Falls schon vorher;
-die „andere Apotheke [TM]“ hat genau DIESE Verordnung öfter – und kennt daher die Lösung des Problems schon vorher;
-die vorherige „andere Apotheke [TM]“ konnte das Problem nicht lösen, und der Patient will einfach Druck machen;
-die „andere Apotheke [TM]“ ist einfach nur ein Platzhalter zum besseren Druck machen;
-der Patient ist einfach nur genervt, weil er nicht verstehen will (und kann), welche Bürokratie mit welchem Strafmaß bei kleinsten Fehlern so ein Rezept darstellt;
-dem Arzt ist das Problem bewußt, und er hat zum Patienten wortwörtlich gesagt (Zitat): Die Apotheke macht das schon! (wahre Begebenheit in einem anderen Zusammenhang)
-der Patient ist einfach nur ein Arsc… äh wirklich nicht netter Mensch.
Eine mögliche, wenn auch nicht ganz legale, Lösung für das Verwurf-Problem wäre – Achtung, dies geht nur, wenn man die Rezeptur sonst nie hat! – die angerissene Flasche nach Ablauf der Resthaltbarkeit (Haltbarkeit ab Erstanbruch 1 Monat glaube ich) zu vernichten, und die versiebte Menge im Vernichtungsprotokoll untergehen zu lassen. Wenn man in DER Zeit allerdings eine BtM-Bestandsprüfung reinbekommt, hat man wohl Erklärungsnotstand…
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„die andere Apotheke“ am anderen Ende der Stadt hat auch immer alle Zutaten für die völlig exotische Rezeptur des nebenan sitzenden Hautarztes, vermutlich ausgestellt nach der Dose aus dem vorletzten Jahrhundert, damals verordnet von Arzt am Ende der Galaxis (mit einem Bestandteil, der nur zu 0,001 g gebraucht wird und dessen kleinste lieferbare Menge 10 g sind) vorrätig….und zaubert die Rezeptur mit Schmelzen auf dem Wasserbad und Kaltrühren in 2 Minuten…
*ironieaus*
Für das andere Problem: bei Chef/In beichten, 155ml Verlust eintragen, 2 Zeugen unterschreiben lassen und das sollte reichen. (Der Pharmazierat heißt ja nicht immer Sch***cher…)
Alpträume dieser Art versuche ich zu vermeiden – ohne Katze aber mit Traumfänger.
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Ähm, danke für die lieben Kommentare, nur zur Klarstellung, die ganze Geschichte hab ich heute Nacht geträumt. Und hab mich dann im wachen Zustand (soweit man vor dem ersten Tee wach sein kann) hauptsächlich darüber geärgert, daß mir (im Traum!) nicht aufgefallen war, daß das Rezept ja so gar nicht geht. …. Vielleicht wirklich nicht wach. Aber es zeigt nur, wie sehr der Beruf doch auch Berufung ist.
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Mir war schon klar, dass das ein Traum war…
und zu „wach vor dem ersten Tee“: habe am Freitag meine Teekanne VOR dem Tee geschrottet – Müslischüssel folgt der Schwerkraft – ein entspannter Tagesanfang sieht anders aus…ansprechbar bin ich erst nach 1 Liter Darjeeling von der Teekampagne…zum Glück gabs ein anderes Hohlgefäß entsprechender Größe!
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Hallo, bin ich vielleicht Du und Du ich? Teekampagne, Müsli, wenn jetzt noch der selbstgemachte Kefir kommt, dann bin ich doch eine gespaltene Persönlichkeit….
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Zwillingin muß reichen – mit Kefir hab ichs nicht so, aber während des Studiums hatte ich mal nen Hermann zwecks Kuchen…wir sollten uns echt mal treffen!
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Apothekenalpträume…das kenne ich ^^
In meinem ersten Notdienst habe ich geträumt, dass ich die Notdienstklingel nicht gehört habe und dann direkt die Polizei kam, die mich der Kammer gemeldet haben und ich direkt die Approbation verloren habe 😀
Ja ja, der Schlaf war erholsam.
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Anderer Alptraum: L-Pola & Methadon verwechseln weil beide Dispenser nebeneinander stehen 😀
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