Bzw. eine PTA oder PKA
Ein Punkt bei Diskussionen über Apotheken versus Online Apotheken etc – ist immer das „Argument“ das Apotheker ja genug verdienen. Jetzt kann man natürlich fragen: was bitte ist „Genug“? Da diese Beiträge oft aber von unterschwelligem Neid gezeichnet sind, dachte ich, ich lege mal ein paar Zahlen auf den Tisch.
Die Gehälter, besser gesagt, die Tarifgehälter sind online für jeden zu finden, hier bei der ADEXA zum Beispiel. Eine PTA im ersten Berufsjahr bekommt € 1968,-, ab dem 15 Berufsjahr sind es dann 2579,-€, eine PKA startet mit 1700,- und endet bei 2095,-€. In einigen Regionen, besonders in den Großstädten und im Süden von Deutschland werden allerdings übertarifliche Gehälter bezahlt. Bei uns in der Gegend sind 10 bis 15% über Tarif Usus. Das heißt also daß eine Vollzeit angestellt Apothekerin mit mehr als elf Jahren Berufserfahrung bei uns so 4575,-€ (Tarif ist 3978,-€ plus 15%) pro Monat verdienen kann. Danach sind weitere Steigerungen Verhandlungssache, bei elf Jahren ist Ende der Fahnenstange. Ein frisch approbierter Apotheker beginnt mit 3280,-€. Allerdings sind ab 13% über Tarif die Notdienste damit schon abgegolten, werden also nicht mehr extra bezahlt bzw. in Freizeit umgetauscht. Ein dreizehntes Monatsgehalt ist üblich, kann aber in wirtschaftlich schlechten Zeiten auch ausfallen, wenn es nicht im Arbeitsvertrag steht.
Unsere Arbeitszeiten können variieren, aber sie sind natürlich an die Öffnungszeiten der Apotheke gebunden. Vollzeit bedeutet 40 Stunden pro Woche, selbstverständlich zählen Samstage zu den normalen Arbeitstagen. Es gibt Apotheken, die von 8:00 bis 20:00 geöffnet haben, in Einkaufszentren kann dann vor Weihnachten aus 20:00 auch schnell mal 22:00 werden. Es gibt auch Apotheken, die öffnen von 8:30 bis 18:30 und machen von 13:00 bis 14:00 Pause. (Oft in Gegenden wo dann um die Uhrzeit alle anderen Geschäfte auch Mittagspause haben, so daß man diese Zeit nicht einmal zum Einkaufen nutzen kann…..) Urlaubsanspruch haben wir 33 Tage, was 5 1/2 Wochen entspricht (Samstag! Sechs Tage Woche!).
Für einen Notdienst unter der Woche muß mein Chef – je nach Berufsjahr – 150,- bis 165,-€ und für den Dienst am Sonntag oder Feiertagen ganze 240,- bis 250,-€ zahlen. Aber natürlich nur, wenn ich nicht schon 13% über Tarif verdiene.
Ein Apotheken Inhaber hat einen rechnerischen Unternehmerlohn, der z.Z. so bei 5500,-€ liegen dürfte. Das klingt im erstens Moment nach viel, aber das ist 1. brutto, d.h. mein Chef muß davon seine Versicherungen, Altersvorsorge, Steuern etc. zahlen, und 2. bekommt er natürlich auch kein 13. Monatsgehalt. Das gibt ein Jahresgehalt von 60.000,-€. Ob das nun wirklich „zu viel“ ist für den, der mir meinen Arbeitsplatz gibt, das volle Risiko trägt etc., darüber läßt sich streiten. Sicher sind nicht wenige Inhaber über diesen Zahlen, aber auch viele grade so dort oder drunter. Ich z.B. habe in meiner ganzen Zeit als Selbstständige ein oder zwei mal in sieben Jahren in einem Monat den rechnerischen Unternehmerlohn erreicht. Meistens lag mein Betries-Ergebnins deutlich darunter.
Und wo wir bei Zahlen sind: nach der letzten Berechnung macht eine durchschnittliche Apotheke aus 100,-€ Umsatz nur 20 Cent Gewinn. Ich sag ja: Goldgrube sieht anders aus….
Die Zahlen sind übrigens für die, die es nicht glauben alle im Netz auffindbar!
Und noch ganz zum Schluß: ich beklage mich nicht, ich persönlich bin völlig zufrieden mit meinem Gehalt und meinen Arbeitszeiten, aber im Vergleich zu meinem Mann, der ebenso wie ich studiert hat, wenn auch ein anderes Fach, ist mein Gehalt nicht grade üppig. Aber bei Lohsteuerklasse 5 macht mehr Geld auch keinen Spaß…, wenn ihr versteht, was ich meine.
Danke für die Aufklärung Aponette!
Ich stelle dem mal gegenüber, was man als Apotheker zum Einstieg laut Tarif (ich beziehe mich auf IG BCE, als Vertreter der chemischen Industrie vertreten diese auch gerne Pharmafirmen) in der Industrie bekommt…da sind die Grenzen auf längere Frist natürlich nach oben offen…
Einstieg ist in Nordrhein-Westfahlen (liegt bei Tarifen im Mittelfeld, in BaWü z.B. gibt es mehr) etwa 3700 € pro Monat, allerdings bei 37,5 Stunden Woche. Es gilt die 5-Tage-Woche und 30 Tage Urlaub. Nach 2 Jahren steigt der Tariflohn auf knapp 4000€. Später wird es dann gerne außertariflich, über die Zahlen schweigen sich dann alle aus…
Das ist, wie man sieht, mehr Geld und weniger Arbeit als in der öffentlichen Apotheke, wobei ich persönlich die Arbeit in der Apotheke auch noch stressiger finde…
Dementsprechend finde ich nicht, dass Apotheker „da draußen“ genug oder gar zu viel verdienen!
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Vielen Dank für die Zahlen, von denen ich null Ahnung habe, ich bekomme nur immer wieder mit, daß es deutlich mehr ist. Aber wie du sagst, über genaue Zahlen wird geschwiegen.
Wenn ich das dann mal auf 40 Stunden umrechne, startet man in der Industrie dort, wo wir „draußen“ aufhören….
Nur noch so falls es nicht klar rauskam: das soll keine Neiddebatte werden!
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Danke für die Zahlen.
Ich denke auch nicht, dass die Apotheker (also die meisten) zuviel verdienen bei dem ganzen Batz, der da noch dranhängt: Personal-Verantwortung, Rezept-Verantwortung, Risiko der Retaxe etc.
Ich finde schon länger, dass das System insgesamt krankt. Dass die Geiz-ist-geil-Methode auch versucht wird, voll und ganz auf diesen Bereich zu übertragen. Und das kann einfach nicht klappen, denn das paßt da einfach nicht.
Allerdings habe ich es aufgegeben zu glauben, dass die Politiker das jemals verstehen. Wie auch, denn die sind mit ihrer Gesundheitsversorgung sowieso außen vor.
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Hi! Kleine Korrektur: der Unternehmerlohn ist netto, also ohne Steuern. Altersvorsorge und Krankenversicherungen gehen aber runter und außerdem auch die Tilgung für die eigene Apotheke, die in der Regel auf zehn bis fünfzehn Jahre angerechnet wird.
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