Hä? – oder Danke für das Gespräch?

Manche Menschen sind mir ein Rätsel. Wir haben bei uns ein Bonussystem mit Stempelpunkten, pro zehn Euro Einkauf gibt es einen Punkt, bei zehn Punkten werden beim nächsten Einkauf fünf Euro abgezogen. Wie immer – das Großgeschriebene gibt es, das Kleingeschrieben nimmt es – gibt es hier Einschränkungen, auch von uns gerne als Spielreglen bezeichnet. Es gibt keine Stempel auf Verschreibungspflichtiges oder die Rezeptgebühr, Sonderangebote, Rezepturen und Inkontinenzprodukte. Auch kann man das Stempelheft nicht mit unserem 10% VIP-Gutschein kombinieren, es gibt immer nur eine Sorte Vergünstigung – wie es überall so schön heißt: Rabattaktionen können nicht kombiniert werden. Man sollte meinen, daß diese Spielreglen fair und verständlich sind….. man sollte nicht.Was fällt den Leuten nicht alles ein!

Verschiedene Einkäufe kombinieren: „Ich habe gestern für 7 Euro dreißig Talcid gekauft und jetzt für 3 Euro dreißig das Nasenspray – tragen Sie mir den Stempel nach.“

Auf das Großzügigste (zu ihren Gunsten) aufrunden: „Wieso bekomme ich jetzt nur zwei Stempel, ich habe doch 27,80€ bezahlt! Dafür sollte ich drei Stempel bekommen. Da ärgere ich mich jetzt aber richtig drüber, daß sie so kleinlich sind.“

Zwei Tage später wieder kommen, ohne Kassenbon und verlangen, daß wir ihnen die Stempel nachtragen. „Das können sie in der Kasse doch sehen, daß ich das gekauft habe.“

Sich ärgern, daß sie selber an das Bonuskärtchen denken müssen. „Das müssen sie doch wissen, daß ich die Punkte sammle.“

Wir haben am Montag Abend bei unserer QM (= Qualitätsmanagement) Sitzung ungelogen fünfzehn Minuten über dieses Thema geredet und wie wir das handhaben sollen. Wir haben Kunden, die sind hinter diesen Bonuspunkten her, wie der Teufel hinter der armen Seele. Das finde ich wirklich faszinierend.

Auch immer wieder amüsant, sind die Reaktionen auf unser Tütengeld. Seit April 16 kostet eine Tüte, egal welcher Art, zwanzig Cent. Dieses Geld kommt vor den Augen des Kunden in eine Spendenbox, und wir sagen es auch laut und deutlich, „Eine Tüte kostet 20 Cent und dieses Geld wird gespendet.“ Unser Tütenbedarf ist rasant gesunken! Wenn wir früher sicher zwei oder dreimal pro Woche die Tüten auffüllen mußten, so reichen die jetzt für zwei drei Wochen. Über achtzig Prozent aller Kunden, wollen oder brauchen plötzlich doch keine Tüte mehr, wenn sie dafür zahlen sollen. Nur ganz wenige haben sich bitter beklagt – aber heute hatten wir einen, der nicht nur unserem Chef eine Email dazu geschrieben hat – er ist dagegen,versteht sich – sondern sich heute nochmal bei meiner Kollegin lang und breit beschwert hat. Er möchte selber entscheiden, was und wofür er spendet. Er spende schon privat, und außerdem (das fand ich dann echt oberpeinlich, ich habe mich fast fremdgeschämt) bei der Versandapotheke bekommt er es im Karton geliefert. – Wie sonst? Wir liefern auch in Tüten aus, die kosten dann auch keine zwanzig Cent und die Botin packt die Ware auch nicht an der Haustüre aus und nimmt die Tüte wieder mit, DHL sicher auch nicht; obwohl das doch mal eine Idee wäre, dann muß er nicht selber den Karton entsorgen und kann Müllgebühren sparen.

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4 Gedanken zu “Hä? – oder Danke für das Gespräch?

  1. Also ich würde dem speziellen Kunden das nächste Mal einen Karton anbieten. Und sogar kostenlos zukleben. Aber so richtig mit richtig gutem Textilklebeband, so dass auch nix von der Ware rausfällt. Und fragen, ob man sein Bonusheft der Versandapotheke auch gleich mit abstempeln soll …

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  2. Ein Großteil der Tüten in Apotheken hab ich immer gefühlt einfach so bekommen.
    Da wird einfach automatisch in so eine Tüte eingepackt.
    Mir fallen momentan nur 2 Apotheken hier ein die nachfragen.

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  3. Solange die Leute bereit sind, für ihre Autos, Geräte und elektronisches Spielzeug mehr zahlen als für ihre Gesundheit und solange sie nicht bereit sind, für ihre Gesundheit weniger Verantwortung zu übernehmen als für andere Dinge, kann man nichts anderes als das erwarten, was du geschrieben hast 😉 so sehe ich das jedenfalls.
    Und dann immer dieses Argument: Ich zahle ja Beiträge.
    Sie müssen gar nicht so weit gehen, innerhalb von Europa gibt es genug Länder, in denen man nur für eine Konsultation des Arztes zahlen muss, ohne das Rezepte oder ähnliches ausgestellt werden. Und das nicht nur einmal im Quartal.

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