Manchmal gehen gute Intentionen so richtig nach hinten los. Mir grade mal wieder so passiert. Wie manche wissen und andere nicht, ist es eine Aufgabe von uns Apothekern, daß wir als zweites Augenpaar die ärztlichen Verordnungen auf Wechselwirkungen etc. abklopfen. Nur wie soll man vorgehen, wenn etwas auffällt?
Ich kann (vorsichtig!!) mit dem Patienten reden, ob die Medikamente schon länger so genommen werden, ob regelmäßig Blutuntersuchungen gemacht werden und ob er/sie alles gut verträgt. Geht aber natürlich nur, wenn der Patient auch vor mir steht. Natürlich könnte ich mich ans Telefon hängen, aber dann nimmt die Intervention schon eine andere Größenklasse an. Will sagen, damit verunsichere ich wohl möglich den Patienten erst recht, was ich ja tunlichst vermeiden möchte, wegen Arzt-Patienten-Verhältnis, Compliance etc.
Ich kann ein Arzt anrufen und es mit ihm klären. Wenn ich ihn denn erreiche.
Ich kann mir auch selber einen Eindruck verschaffen und entscheiden, daß ich hier nicht eingreifen muß.
Last but not least kann ich den Hinweis auch einfach ignorieren und so tun, als geht mich das nichts an – nach dem Motto „Der Arzt wird schon wissen, was er da tut.“. Allerdings könnte man dann auch fragen, wozu wir das teure Studium brauchen und einen Roboter hinstellen.
Ich hatte zwischen den Jahren den Fall, daß ich ein Rezept über Citalopram und Trimipramin für eine Patientin bekam. Diese spezielle Kombination kann sog. Torsades des Points = massive Herzrytmusstörungen machen, das gehört in die Interaktionsstufe: gemeinsam kontraindiziert. Ich muß eingreifen. Gebracht wurde das Rezept von einer Freundin/Nachbarin/Schwester. Ich hatte also schon das erste Problem, daß ich nicht direkt mit der Patientin reden konnte. Also Telefon, vorsichtige Nachfrage ergab …. nichts hilfreiches. Also doch Kontakt mit der Praxis, aber die behandelnde Ärztin ist nicht da, eine Kollegin aus der Praxis wird es sich ansehen und sie melden sich. Um die Geschichte kurz zu machen, die Kollegin sagt so einnehmen, mit der Auflage bei Problemen die Praxis zu kontaktieren, was ich so weiter gebe. Gestern ruft die behandelnde Ärztin an: die Patientin war so verunsichert, daß sie ihre Tabletten gar nicht genommen hat. Damit erledigt sich das Problem der Nebenwirkung, aber die Haupt-Wirkung ist auch weg.
Gut gemeint – sch**** gelaufen.
Aber eine Frage bleibt, neben dem blöden Geühl in der Magengegend: wie hätte das besser laufen können?
Und gerade bei den Medikamenten ist es doch so, dass die Patienten leicht zu verunsichern sind. Es ist wirklich eine Zwickmühle. Am besten wäre es natürlich, wenn der Arzt da proaktiv den Patienten darauf hinweisen würde, dass das Nachfragen von Seiten der Apotheke geben könne. Wenn dem Arzt die Wechselwirkung denn so bewusst ist – immerhin ist es hier ja aber derselbe Arzt, der das verschrieben hat – ich habe dasselbe Problem hier öfter, da wir ja vom Gesetz her alle verschriebenen Medikamente im Patientendossier der Apotheke festhalten. Dummerweise kommt das gerade bei den Medikamenten noch häufiger vor – und echte Alternativen, die das nicht machen gibt es dann oft auch nicht.
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das ist meistens eine lose-lose-situation…und ich weiß auch nicht immer, wie ich reagieren soll.
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Bitte, bitte, schaut nach den Wechselwirkungen, es gibt nämlich etliche Ärzte, die das überhaupt nicht auf dem Schirm haben. Ich bin inzwischen Expertin auf dem Gebiet der Wechselwirkungen bei ART Medikamenten, aus böser, böser Erfahrung, die erste Nebenwirkung machte 4Jahre Blut im Urin, die nächste Wechselwirkung sorgte für eine de facto zwei Jahre unbehandelte Depression, da das ART Medikament das Antidepressivum aushebelte. Dadurch schlau geworden, habe ich das nächste Medikament von vorne bis hinten abgeklopft, Ergebnis: Das Pantoprazol muss mit vier Stunden Abstand eingenommen werden! War alles nicht so Wild, bis jetzt, wegen Pantoprazol, das Medikament getauscht wurde! Tolle Wurst, jetzt passen die Schilddrüsenhormone nicht mehr! Ehrlich gesagt, kein Spaß, und bei all den Sachen ist weder ein Apotheker, noch der Arzt jemals auf die Idee mit den Wechselwirkungen gekommen. Wenigstens haben wir jetzt einen Apotheker, der sich mit mir zusammen hingesetzt hat und wirklich mal darum gebeten hat, dass ich ihm aktuelle Studien zukommen lasse, da ich inzwischen, gezwungenermaßen Experte für Wechselwirkungen auf diesem Gebiet geworden bin.
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Meine Erfahrungen waren durchweg positiv, wir kontaktieren immer zuerst den Arzt. Und dabei überraschenderweise bislang nur positive Rückmeldungen bekommen, auch positive Überraschung, dass wir so etwas überhaupt überprüfen. Ich denke das ist bei weitem nicht überall Standard.
Und dann wird das in der jeweiligen Patientendatei noch vermerkt und eventuell mit dem Patienten über potentielle Warnzeichen gesprochen.
Grüße
ApoMi
PS: Du solltest deine Beiträge auch zusätzlich ins Forum setzen.
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Welches Forum?
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ApoClassic
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