18:00 Es ist inzwischen dunkel, ich habe mich ins obere Stockwerk in unseren Aufenthaltsraum zurückgezogen. Ich bin bei 67 Kunden und 10575 Schritten. Das heutige Pensum von 13000 Schritten werde ich wohl erreichen. Im Notdienst laufe ich natürlich mehr, da ich ja immer vom HV zur Tür muß und zurück. Die Kassen sind gezählt, noch ein Haken auf der to-do Liste. Eine Kundin konnte ich sehr glücklich machen, sie brauchte ein Antibiotikum, das scheint’s keiner vorrätig hatte. Aber es hat wohl auch keiner mal nachgesehen, ob wir es nicht austauschen können. Sie hat dann also einen etwas schwächeren Saft bekommen, die Dosierung hab ich entsprechend angepasst und sie zog froh von dannen. Aber mit Sobelin Granulat konnte ich leider nicht dienen. Es wollten heute auch erstaunlich viele mit Kreditkarte zahlen, die nehmen wir aber nicht und EC-Karte oder Bargeld hatten sie auch keins. Ich frage mich da immer, wie man dazu kommt ohne Geld in den Notdienst zu gehen?21:07 Mein Schrittpensum von 13000 habe ich eben überschritten, die Kundenzahl liegt inzwischen bei 88. Wie so oft im Notdienst gibt es „Themen“, heute sind es Regelschmerzen und exotische Antibiotika. An alle mitlesenden Ärzte und solche die es werden wollen: wenn ihr im Notdienst ein Antibiotikum aufschreiben wollt, das eher selten verwendet wird, dann fragt doch bitte mal bei den diensthabenden Apotheken nach, ob sie das überhaupt haben! Heute war es Clindamycin als Saft, Ampicillin und Sultamicillin Tabletten. So etwas hat eine normale Apotheke nicht an Lager! Das braucht man vielleicht alle zwei Jahre mal. Es ist nicht wirklich prickelnd für die Patienten (und für uns auch nicht) nach x Stunden in der Notfallpraxis auch noch von Apotheke zu Apotheke zu jachtern nur um das Medikament dann doch erst am nächsten Werktag zu bekommen. Da hat sich der Gang zum Notarzt ja richtig gelohnt! Eben noch der Brüller: „Haben Sie Muttermilch?“ Ich glaube, mein Gesicht sprach Bände. Ein etwas konfuser junger Vater auf der Suche nach Babynahrung – sorry, das Paket das ich hatte ist weg! :-((
22:00 Ich korrigiere mich: das Thema des Tages ist: Babynahrung! Das war eben die vierte Nachfrage. Echt jetzt!?! Wie kann man vergessen Essen für sein Kind zu kaufen??? Ich habe nur Katzen, aber auch für die habe ich immer mindestens Futter für drei Tage da – Feucht- und Trockenfutter!
23:30 91 Kunden und 14257 Schritte, ich habe Kassenabschluß gemacht und lege mich jetzt hin und versuche zu schlafen – mal sehen wie die Nacht wird. Meistens ist Sonntag auf Montag nicht so viel, weil viele denken, na bis morgen geht es noch. Daß mein Chef in der Filiale noch Fieberzäpfchen geholt hat, hat sich wenigstens rentiert. Nur noch ein Päckchen ist übrig. Gute Nacht!
7:05 Letztes Update: es war tatsächlich eine ruhige Nacht. Ich hatte nur eine Kundin, die dafür zweimal, da das Rezept aus dem Notfall nicht unterschrieben war. Ich musste sie unter größtem Bedauern zurückschicken. In der Notdienstpraxis erzählte man ihr dann, die Unterschrift hätte ich auch per Fax anfordern können. Nein, sorry! wir brauchen das Original! Ihr legt in der Praxis zwar das Originalrezept in das Faxgerät, aber bei mir kommt immer nur eine Kopie an, die ich nicht abrechen kann. Aber das Medikament hatte ich da und danach durfte ich bis 6:45 schlafen, so gut das auf dem Sofa eben geht. Ich könnte selbstverständlich das Sofa auch ganz zu einem Bett ausziehen, aber das ist mir zu mühsam. Um kurz vor sieben klingelte es dann nochmal und ich habe beschlossen aufzustehen.
Ich hatte so für Dich gehofft, dass Du nur 12 Stunden „diensten“ musst – ich kann mich noch erinnern, 24 Stunden in der Bude…“Damals“ haben wir das dann schnell umgestellt und uns die Dienste geteilt.
Darfst Du wenigstens morgen früh heim?
Eine ruhige Nacht wünsch ich Dir!
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Ach es geht, und ja morgen früh darf ich heim.
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Sie darf? Aber sicher nur, wenn du bis dahin artig warst 🙂
Essen fürs Baby vergessen ? Oh man. Ansonsten gibt es doch meist am Hbf einen Supermarkt, der auch sonntags offen hat, oder? Aber echt, Einkauf fürs Baby vergessen … *facepalm*
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Ruhigen Dienst!
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ednong, die Frage, Ob Aponette heim darf ist richtig. Es gibt auch viele Apotheken, wo man nach dem 24 Stunden Dienst direkt in den normalen Arbeitstag rübergleitet, weil es keine Apothekerkollegen gibt, die einen ablösen könnten.
Und ja, das schlaucht, vor allem, wenn du nachts wegen Nichtigkeiten geweckt wirst, in meinem Fall war es ein Paket mit Einmalhandschuhen, welches der Kunde doch nicht brauchte, wofür er mich morgens um 5 Uhr aus dem Schlaf klingelte.
Liebste Aponette, angenehmen Dienst noch!
LG Boreal
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Nach 24 Stunden Notdienst anschließend noch normalen Dienst halte ich für genauso falsch wie die x-Stunden-Schichten der Ärzte. Das ist in meinen Augen nicht verantwortungsvoll.
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Ich hatte Freitag Nacht Dienst…mit dem obligatorischen (das habe ich echt JEDES Mal) Nasenspray um 3 und um 5 Uhr morgens…menno.
Babynahrung wurde nicht gefragt, dafür Fläschchen für einen 3 Wochen alten Säugling (!!!) Freitag abends um 22 Uhr…kurios.
Und die detaillierte telefonische Nachfrage, wie denn die Dosisumstellung von Tramadol normal auf retard gehen würde, das könne ihm nie jemand erklären. Ich meinte dann freundlich, dass ich das nachts um 1 alleine im Notdienst sicher nicht tun würde, da solle er tagsüber wieder kommen…echt mal *tzzz*
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ednong, ich gebe dir vollkommen Recht! Das Problem liegt unter anderem dadrin, das es 1. nicht genug Apotheker gibt (bundesweiter Mangel, in unserer 500 000 Einwohner Stadt gibt es aktuell 27 offene Stellen) und das es viele Kollegen gibt, die sich schlichtweg keinen angestellten Apotheker leisten können, weil Ihre Apotheke nicht genug abwirft. Die haben keine andere Wahl!
Und per Gesetz muss während der Öffnungszeiten ein Apotheker anwesend sein.
LG Boreal
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