Ich hatte es ja gestern vom Weizen, und daß dieser Hype, oder genauer gesagt dieser Anti-Weizen-Hype, ziemlicher Blödsinn ist. Er beruht auf ein paar Büchern eines amerikanischen Arztes, der alle Gesundheitsprobleme der westlichen Welt wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und natürlich Übergewicht allein auf den Konsum von Weizen zurückführt. Hier ist ein sehr guter Artikel, der einiges klarstellt, was Dr. Davies in seinen Büchern schreibt bzw. behauptet. Es gibt eine Glutensensitivität, und es ist denkbar, daß sie durch die neuen Weizenzüchtungen mit verursacht wird. Meiner persönlichen Meinung nach kann aber grade bei Ernährungsbedingten Erkrankungen nie nur ein Auslöser als der einzige „Bösewicht“ festgemacht werden. Wir essen heute Unmengen von Zusatzstoffen mit unserem „normalen“ Essen, mit denen unsere Vorfahren nie in Berührung kamen. Besonders wer viel Fertig- oder Halbfertigprodukte zu sich nimmt – und jeder, der regelmäßig in einer Kantine oder Restaurant isst (essen muß) tut das – nimmt zwangsweise viele Lebensmittelzusatzstofffe auf. Und da grade Großküchen oder auch viele Restaurants aus Geldgründen mit sehr viel Convenienzprodukten arbeiten (müssen), haben es Kantinen Esser besonders schwer, dieses Stoffen aus dem Weg zu gehen. Wobei man fairerweise dazu sagen muß, daß unsere Vorfahren im Gegenzug vieles gegessen haben, was nicht mehr wirklich gut und gesund war. Ich denke nur mal an angeschimmeltes Brot oder Marmelade, welche ganz gewiß nicht komplett weggeworfen wurden. Wir konservieren heute kaum noch über Milchsäure-Vergärung, sondern haben Konservierungsmittel, Dosen oder Tiefkühl (was übrigens neben der Milchsäure-Vergärung, die beste Form des Konservierens ist!). Aber die Milchsäure ist enorm gesund für unseren Darm. Vielleicht fehlen uns auch diese Bakterien und viele entwickeln deswegen bestimmte Intoleranzen?
Die Lactose-Intoleranz erklärt sich für mich schlicht damit, daß wir heute viel mehr Milchzucker zu uns nehmen, als noch vor fünfzig Jahren oder vorher. Die Milchprodukte, die man aß, waren i.d.R. vergorene Endprodukte, wie Käse, Jogurt oder Sauerrahm, die nur noch wenig Lactose enthielten. Pure Milch trank man nur wenig und auch die war spätestens abends sauer und wurde dann als Dickmilch gegessen. Lactose ist ein toller Hilfsstoff für die Lebensmittelindustrie: billig und macht Lebensmittel gefällig. Normalerweise sollte Jogurt so gut wie keine Lactose mehr enthalten, das macht ihn aber säuerlicher und herber, und so mag man ihn nicht hierzulande. Also kippe ich nach dem Gären wieder Lactose rein und schon schmeckt er cremiger. Richtig gehört: in fast allen Jogurts, die es zu kaufen gibt, auch in den Bioprodukten ist extra Lactose drin! Ganz einfach erkennbar an der Nährwerttabelle. Milch enthält von Natur aus ca. 5g Kohlenhydraten (= Lactose), wenn Ihr jetzt also einen Jogurt oder Kefir mit 5g Kohlenhydraten seht, dann müssen die wieder extra dazu gegeben worden sein, denn die Bakterien, die aus Milch Jogurt (oder Kefir) machen haben den Zucker, der natürlicherweise in der Milch ist, ja gefuttert und sich davon ernährt. Warum steht das aber nicht auf dem Jogurt drauf???? Weil ich nichts deklarieren muß, was von Natur aus in meinem Lebensmittel ist. Auch ein fertiger Jogurt hat immer noch Reste von Lactose, aber keine 5g mehr, sondern vielleicht nur noch 1,8g. Wer den „echten“ Jogurt will, macht ihn selber oder schaut, daß „nach bulgarischer Art“ drauf steht. Findet man aber nur sehr selten.
Ich hab mir das mit den zunehmenden Laktoseintoleranzen immer so erklärt, dass gerade die Leute mit mittlerer oder leichter Laktoseintoleranz früher halt einfach hin und wieder Bauschmerzen, Blähungen, Durchfall hatten und man höchsten gesagt hat: Mein Magen ist empfindlich. Neue Diagnosen kommen ja auch durch die verstärkte Wahrnehmung zustande. Aber deine Erklärung ist auch nicht schlecht. Vermutlich ist es eine Mischung aus beidem.
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Das ganz sicher.
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