Ballaststoffe sind hinreichend bekannt für Ihre positiven Auswirkungen auf den Stuhlgang. Dafür werden sie sogar therapeutisch eingesetzt. Sie können aber noch viel mehr. Der Name ist leider nicht gut gewählt und es haftet ihm auch immer noch ein leicht negativer Touch an. Da haben sie es in den englisch sprachigem Raum besser, dort nennt man sie einfach: „Fibre“ also Fasern, oder Faserstoffe. Eine Bezeichnung, die sich bei uns nicht durchgesetzt hat.
Der Name Ballaststoffe kommt aus dem späten 19ten Jahrhundert, als die Naturwissenschaftler damit begannen alles zu analysieren (und leider auch zu bewerten). Und nachdem z.B. Liebig fest gestellt hatte, daß nur Eiweiß, Fett und Stärke auch tatsächlich Energie lieferten, da meinten sie, daß der Rest eben nur Ballast sein. Sie hätten nicht schlimmer daneben liegen können.
Ballaststoffe sorgen für volle Teller und ein schnelleres Sättigungsgefühl. So können sie effektiv beim Abnehmen oder Gewicht halten helfen. Dieser Effekt, nämlich daß sie eine Menge Volumen, bei wenig bis keinem Energieinhalt, liefern macht sie ja auch so hilfreich für „die Verdauung“.
Sie können aber noch mehr. Ballaststoffe binden im Darm Giftstoffe und nehmen diese mit raus. Sie binden aber auch Gallensäuren, und hier kommt ein ganz faszinierender Wirkmechanismus.
Aber vorher ein kleiner Exkurs. Gallensäuren werden in der Leber aus Cholesterin gebildet und dann in der Gallenblase gespeichert bis sie benötigt werden. Wenn wir nun also etwas Fettiges essen, dann schüttet die Gallenblase die Gallensäuren aus, welche dafür sorgen, daß wir das Fett auch verdauen können. Dazu muß es nämlich in kleinste Tröpfchen emulgiert werden, dann erst können die Lipasen (das sind Fettspaltende Enzyme) an das Fett ran und ihre Arbeit tun. Und dann kann der Darm die einzelnen Bestandteile resorbieren. Wenn die Gallensäuren nun ihre Arbeit getan haben und mit dem Nahrungsbrei am Ende vom Dündarm angelangt sind, werden sie resorbiert und zur Wiederverwendung zurück in die Galle transportiert. Diese Resorption ist aber Mengenbegrenzt, d.h. wir können in einem definierten Zeitraum nur eine Menge X an Gallensäuren resorbieren, was zu viel ist wandert in den Dickdarm. Dort können sie mit Hilfe bestimmter Darmbakterien und unter Besein von Nitrosaminen Verbindungen bilden, die Darmkrebs fördern können. Also nicht wirklich gut. Und jetzt: Auftritt der Ballststoffe! Die binden wie schon erwähnt Gallensäuren an sich. Sie können nun also nicht mehr in schädliche Stoffe umgewandelt werden und – es geht noch eins besser – der Körper muß neue Gallensäuren nachbilden, da ihm ja viele mit den Ballaststoffen abhanden gekommen sind. Und Gallensäuren werden aus Cholesterin gebildet – Ballaststoffe helfen den Cholesterinspiegel zu senken, bzw. normal zu halten. Klasse – was? (Dieser Effekt wird übrigens auch therapeutisch eingesetzt.)
Ich hab aber noch einen! Unsere „guten“ Darmbakterien ernähren sich zum Teil von Ballaststoffen und produzieren aus ihnen kurzkettige Fettsäuren, die wiederum die Zellen unserer Darmwand mit Energie versorgen. Das sorgt für einen gesunden Darm, der auch seine restlichen Aufgaben gut bewältigen kann.
Zusammengefasst: Ballaststoffe sorgen für einen geregelten Stuhlgang, helfen beim Gewichts Management, beugen dem Risiko von Darmkrebs vor, senken bzw. regulieren den Cholesterinspiegel und halten unseren Darm gesund und fit. Das nenne ich ein SUPERFOOD.