Homöopathie bald an der Tankstelle?

Es schwappt – so ist irgendwie mein Eindruck – grade eine Welle der Homöopathie-Kritik durchs Internet und den Blätterwald. Diese Kritik ist nicht gänzlich unberechtigt. Wobei ich bei manchen Kritikern das Gefühl bekomme, daß sie nicht weniger fanatische Scheuklappenträger sind, als viele Homoöpathie Verteidiger. Von Seiten der CDU/CSU kommt jetzt der Vorschlag Homöopathie aus der Apothekenpflicht zu entlassen.
Das halte ich nicht nur für falsch sondern gradezu gefährlich.Warum?
Von der Seite der Kritiker wird argumentiert, daß die Apothekenpflicht suggeriere, daß es sich bei Globuli und Co. um wissenschaftlich untersuchte und geprüfte Medikamente handle.
Das mag schon sein.
ABER! nur die Apothekenpflicht sorgt dafür, daß wir überhaupt eine Chance haben hier steuernd einzugreifen. Wenn sich Oma Meier im Supermarkt die Glaubuli gegen Husten mitnimmt, dann erzählt sie vielleicht noch der Kassiererin von Husten des Mannes, und daß der nur hustet, wenn er sich hinlegt.
Die Kassiererin kann aber nicht wissen, daß das ein Zeichen für eine Herzinsuffizienz sein kann. Die sagt höchstens: ja, die Kügelchen helfen meinem Jan-Patik auch immer so gut, wenn er hingefallen ist.
Es ist schon schimm genug, daß ich im Supermarkt so tolle Johanniskrautkapseln bekomme, viel billiger als in der Apotheke und da ist auch 500mg Johanniskraut drin…. Ja klar, genau das und nichts anderes, 500mg gepulvertes Johanniskraut, das macht zwar all die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenen, hat aber null Wirkung.
Die Kritiker können sagen, was sie wollen, aber Homöopathie ist beratungsintesiv und gehört in die Apotheke. Nur so kann ich gegebenenfalls Schlimmeres verhüten.

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5 Gedanken zu “Homöopathie bald an der Tankstelle?

  1. Könnte man mit dem Argument steuernd eingreifen zu können nicht genauso gut verlangen, dass Hustenbonbons nur noch in der Apotheke verkauft werden? Und Oma Meier könnte genauso gut beim Kauf eines Spülmittels von irgendwelchen Symptomen erzählen, die auf eine ernsthafte Hautkrankheit hindeuten. Die Frage ist dann für mich, wo zieht man da die Grenze?

    Und wie oft kommt es in der Praxis wirklich vor, dass Homöopathie gekauft wird, die Person nur wegen Homöopathie in der Apotheke ist und dadurch wirklich etwas so Schwerwiegendes entdeckt wird?

    Und das sind für mich jetzt keine rethorischen Fragen, mich würde ernsthaft deine Meinung dazu interessieren.

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    1. Ja, das kommt vor. Am besten ist mir die Kundin mit dem komischen Ausschlag am Dekolleté in Erinnerung, die eine Creme dafür wollte. Ich hatte ein komisches Gefühl dabei und schickte sie zum Arzt und es war eine Gürtelrose.
      Wollte sie explizit etwas homöopathisches? Daran erinnere ich mich nicht, aber diese Situation hätte genauso gut mit dem Wunsch nach Globuli passieren können.
      Aber natürlich könnte man auch mit Hustenbonbons so argumentieren. Und wirklich, ich bin mehr als unglücklich über die Unmenge an freiverkäuflichen Präparaten außerhalb der Apotheke. Grade bei bestimmten Phytos ist es traurig, daß im Prinzip gut wirksame Präparate kaputt gemacht werden in den Köpfen der Patienten, denn „Teufelskralle hab ich schon probiert, die hat nicht geholfen.“ Klar, weil es ein Schrott aus dem Supermarkt war, der völlig unterdosiert war. Aber jetzt habe ich die Therapioption nicht mehr und muss zu etwas weniger gut verträglichem greifen, wie Diclo.

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  2. …auf der anderen seite ist auch jeder für sich selbst verantwortlich. wenn ich nach ein paar tagen zucker lutschen ohne verbesserung der symotome (oder sogar bei verschlechterung der symptome) nicht auf die idee komme einen arzt aufzusuchen… gehörts mir vielleicht auch nicht besser.

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    1. Das Problem an der Sache ist ja eigentlich, dass dabei Unbeteiligte betroffen sein können. Insbesondere Kinder. Wenn jemand für sich persönlich eine placebobasierte oder ungeeignete (z.B. Phytotherapie mir der falschen Pflanze) wählt, ist mir das relativ Schnurz. Jeder hat das Recht sich selbst zu schaden. Aber der Kontrollfaktor ist halt für Schutzbefohlene wichtig.

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