Das neue Heft der ABDA mit den Zahlen zum Apothekenwesen in Deutschland für 2016 ist da.
Ich finde es immer eine wahre Schatztruhe voller hochinteressanter Zahlen. Nur zu schade, daß die nicht nach außen transportiert werden. Aber wie der Pressesprecher der LAK immer sagte: er kann den Redakteuren nur die Infors liefern, aber sie nicht zwingen sie auch zu veröffentlichen.
So kann man dem Heftchen entnehmen, daß die GKV schon seit zehn Jahren doppelt so viel für die eigene Verwaltung ausgibt, wie für die Leistungen der Apotheken. Trotzdem entblöden sich die Vorstände der Kranken Kassen nicht bei jeder noch so kleinen Anpassung der Vergütung für die Apotheken, gleich den Untergang des Abendlandes insbesondere der GKV herbeizureden. Und das obwohl die Kassen auch dieses Jahr wieder Überschüsse einfahren.
Ebenso kann man dem Heft entnehmen, daß die Kassen mehr Mehrwertsteuer an den Staat zahlen, als Vergütung für geleistete Arbeit an die Apotheken. Deutschland ist neben Dänemark mit 25% und Bulgarien mit 20% das einzige EU Land, das die volle MWSt auf Arzneimittel erhebt. Als nächstes folgt dann Lettland mit 12% , was aber dann schon ein reduzierter MWSt-Satz ist. Schweden, Irland, GB und Malta erheben auf verschreibungspflichtige Arzneimittel gar keine Mehrwertsteuer.
Und während der Verbraucherpreisindex seit 2004 von 100% auf 118% gestiegen ist, sank der Arzneimittelpreisindex im selben Zeitraum von 100% auf 87,1%.
Bei der Apothekendichte liegt Deutschland EU-weit auf Platz 19 von 28, mit 24 Apotheken pro 100.000 Einwohnern. Diese Zahl ist inzwischen übrigens nicht mehr aktuell, denn die Zahl der Apotheken entspricht inzwischen der von 1988, nämlich 19.880 Apotheken (das ist kein Schreibfehler!). Das sind 143 weniger, als noch letztes Jahr. Im Schnitt versorgen in der EU 31 Apotheken jeweils 100.000 Einwohner.
Mein Fazit: weder haben wir „zu viele Apotheken“, noch sind wir die „Kostentreiber“ in der GKV. Eine Verringerung des Apothekenhonorars würde sich für die Finanzen der GKV nicht fühlbar bemerkt machen, aber tausende von Arbeitsplätzen kosten. Die Halbierung der MWSt. dagegen wäre ohne Folgen für den Arbeitsmarkt.
Um deinen letzten Satz zu ergänzen:
Ebenso würde eine Verschlankung der internen GKV Prozesse zu geringeren Kosten sowie zu frei werdenden Ressourcen führen, die wiederum für eine schnellere (und vor allem bessere) Genehmigung von Hilfsmiteln/ Importarzneimitteln/ Befreiungsanträgen (Liste bitte beliebig fortsetzen) genutzt werden könnten.
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Mein Katzenfutter wird mit 7% besteuert, ebenso wie die Medikamente fürs Pferd oder auch eine Vergnügungsreise (= Hotelzimmer) , aber Humanmedikamente kosten den vollen Satz – der Sinn hat sich mir noch nie erschlossen.
Aber nachdem ich letztes Jahr den Bericht über die x verschiedenen Arten einen Weihnachtsbaum zu besteuern gesehen habe wundert mich nix mehr…
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Also laut meiner Datenbank wird z.B. auf eine „Panacur Paste für Pferde 24g“ (verschreibungspflichtig) die volle MwSt. von 19% erhoben.
Verschiedenste Finanzminister sind darauf schon angesprochen worden. Die Antwort war jedesmal der selbe Grundton: „Da die Einnahmen aus der Mehrwertssteuer der Arzneimittel bereits eingeplant sind, kann man nicht darauf verzichten.“
Dass die gKV irgendwo anders dann meist gerufen hat „Wir brauchen Steuerzuschüsse, weil die Arzneimittel so teuer sind!“ steht auf einem anderen Blatt… 😉
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