live aus dem Notdienst

8:24 Ankommen in der Apotheke, Tee kochen, Kassen einrichten, Licht anmachen und die Telefone auf „Dienst“ stellen. Klingt erstmal gemütlich – das gibt sich schnell!

8:43 Der erste Kunde mit einem Rezept über ein Antibiotikumssaft für’s Kind. Natürlich gleich mal in einer Dosierung, die wir nicht vorrätig haben. Aber was soll’s, ich kann rechnen, und gebe einen doppelt so stark dosierten ab, der dann eben nur in der halben Dosierung wie von Doktor verordnet gegeben wird. Zum Glück ist der Vater intelligent und kapiert gleich, was Sache ist.10:02 Zwölf Kunden und sechs Telefonate später. Noch ein Problem: Clartihromycin Saft für einen Zwölfjährigen. Ups, an den haben wir bei der Bestellung für den Dienst nicht gedacht, weil das bei uns so gut wie nie vorkommt. Aber der Junge kann auch Tabletten schlucken, wenn sie nicht zu groß sind. Und die haben wir zum Glück da.

10:57 Klasse, immer wenn einer an der Tür steht und klingelt, klingelt fast gleichzeitig auch noch das Telefon und dann noch das zweite Telefon. Ich telefoniere mit einem Kunden, scanne die Rezepte ein und sage am zweiten Telefon „bitte bleiben Sie dran.“

12:52 Uff, mal grade eine kleine Pause um Geld zu wechseln und vielleicht ja mal mein Müsli fertig zu essen, 52 Kunden und ungezählte Telefonate. Langsam muß ich echt mal auf die Toilette! Bitte eine etwas längere Pause!

Von eins bis vier rotiere ich – es geht Schlag auf Schlag, Erkältung, Schnupfen, Husten, mit Rezept und ohne Rezept. Pille bitte ohne Rezpt

16:30 Jetzt hat mich netterweise mein Chef mal für eine Stunde abgelöst und mit dazu noch dringend benötigte Arzneimittel gebracht. Wir stehen inzwischen bei bald hundert Kunden und ein Telefon hat schon schlapp gemacht. 🙂
Wichtige „Notfälle“ waren unter anderem: D-Ribose und L-Arginin. Und der Hase, der Milben bekommt. Sorry, aber da kann ich leider überhaupt nicht helfen.
Und natürlich diverse Nachfragen, ob und wie lange wir Dienst haben. Meistens genau dann, wenn ich sowieso drei Leute vor der Klappe stehen hatte.
Wir haben hier immer im Notdienst noch einen älteren Arzt, der seine Rezepte alle handschriftlich ausfüllt, und zwar mit einer echten Arztschrift, soll heißen: unleserlich. Und zwar so unleserlich, daß ich nicht einmal eine Idee habe, was er meinen könnte, selbst wenn mir der Patient gesagt hat, was er hat und wogegen das Medikament sein soll. Also muß ich in der Notfallpraxis anrufen, und bitte jedesmal darum, daß der Doktor doch bitte bitte LESERLICH schreiben möge – ob’s hilft?

20:30 Es hilft nicht wirklich …. aber inzwischen habe ich mich etwas eingelesen. Der Zähler steht jetzt bei 160 Kunden, das Telefon hat sich erholt, aber ich schwächele langsam. Der Schrittzähler sagt 15100 Schritte…. das Strickzeug, das ich mitgebracht habe liegt noch so hier, wie ich es hergebracht habe, und meinen I-Pad habe ich auch noch nicht angerührt.

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2 Gedanken zu “live aus dem Notdienst

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