Bringen Sie uns nur bitte unsere Praktikantin zurück!

Es kommt ja immer wieder mal vor, daß Patienten ein Arzneimittel wirklich richtig dringend brauchen, z.B. akute und starke Schmerzen haben . Und für diese Patienten setzten wir uns noch mehr als schon üblich ein, wir telefonieren herum und wenn gar nichts anderes geht, holen wir das benötigte Medikament auch schon mal direkt beim Großhändler ab, oder lassen es mit dem Taxi kommen (das zahlt natürlich dann die Apotheke….). Da wir das Glück, oder besser unsere Patienten das Glück haben, daß unser Großhändler nur ein paar Kilometer weit weg ist, ist das auch machbar. Gestern war mal wieder so ein Fall, aber mit einer kleinen Abwandlung…Es ist Donnerstag Nachmittag, so gegen fünf, da kommt die Tochter mit ihrem alten Vater (Jahrgang ´27), der an diesem Tag mittags aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Sie waren, wie üblich beim Hausarzt um sich die vom KH angesetzten Medikamente verordnen zu lassen, Schlaftabletten, Blutdruck und ein starkes Schmerzmittel, das als Betäubungsmittel eingestuft ist und das wir nicht da haben, und wir können es auch erst für den nächsten Tag um 12:00 bestellen, denn die letzte Bestellfrist für den selben Tag ist schon seit Stunden vorbei. So lange können wir den alten Herrn nun wirklich nicht warten lassen, er hat starke Schmerzen und leidet sichtlich. Wie können wir also helfen?

Als erstes hängt sich unsere Pharmaziepraktikantin ans Telefon und fragt in allen anderen Apotheken bei uns am Ort nach, ob vielleicht jemand das BTM vorrätig hat – leider erfolglos.

Jetzt bleibt nur noch die Möglichkeit, die Arznei direkt beim Großhändler abzuholen, aber wir haben z.Z. kein Apotheken-Auto. Es könnte natürlich eine von den Kolleginnen fahren, die mit dem Auto da ist, aber bei uns ist die Hölle los, wir können wirklich niemanden für eine Stunde entbehren. Die Einzige, die wir schicken könnten ist unsere Praktikantin – aber die hat kein Auto und möchte auch nicht mit einem fremden Auto fahren.

– Von so völlig irrelevanten Dingen wie Versicherung, etc. wollen wir gar nicht erst anfangen…. –

Es gibt aber noch eine Möglichkeit: die Tochter ist ja mit dem Wagen da. Ob sie vielleicht bereit wäre mit unserer Praktikantin zum Großhändler zu fahren und dann dort im Versand das BTM abzuholen? Und könnte sie dann auch bitte uns unsere junge Kollegin wieder in die Apotheke zurückbringen? Die Tocher war mehr als bereit Taxi zu spielen und war überglücklich, dass wir doch noch eine Lösung für ihren Vater gefunden haben.

Der Rest war dann einfach: Anruf beim Großhandel, Bestellung aufgeben und mit dem Versand ausmachen, wo und wer wem die Lieferung übergibt. Praktikantin in Jacke stecken, Weg erklären und losschicken.

Verdient haben wir an dem Rezept nichts, aucht wenn der Stundenlohn einer Pharmaziepraktikantin wirklich SEHR gering ist (Mindestlohn? Maximal!), aber geholfen haben wir auf jeden Fall. Eine Versandapotheke könnte so etwas sowieso nicht, aber ob so eine Aktion bei einer Kettenapotheke (noch so ein Traum der Liberalisierungs-Liebhaber-Ökonomen) möglich wäre? Ich wage es zu bezweifeln…..

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8 Gedanken zu “Bringen Sie uns nur bitte unsere Praktikantin zurück!

  1. Hallo,

    ich geb’s ja zu, ich war bisher mehr als ambivalent, was diese Onlineapotheken angeht, weil das, was ich da bisher erlebt habe, den Service in meiner Apotheke mehr als übertrifft ( liegt aber an meiner Apotheke, nehm ich mal an 🙂 )
    Wenn ich lese, wie ihr euch für eure Kunden einsetzt- Hut ab und vielen Dank dafür, das finde ich echt toll.

    Fröhliche und gesegnete Weihnachtstag!

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