Ich bin als Apothekerin strikt gegen die Abschaffung der Apothekenpflicht für Homöopathie. Aus verschiedenen Gründen.
Erstens mal der wirtschaftliche Grund: auf die 600 Mio. Umsatz können die Apotheken (leider) nicht verzichten. Der GKV Umsatz deckt grade mal die laufenden Kosten. Unseren Gewinn machen wir mit dem OTC-Geschäft – das subventioniert dann auch gleich noch die Rezeptur und andere „Gemeinwohlpflichten“ dazu. Und die Homöopathie ist nun mal ein Teil davon.
Zweitens würden sich die Drogeriemärkte mit Macht auf das Segment stürzen und es gäbe keinerlei Beratung (weder zu- nocht abraten) mehr dazu. Rosmann und DM drängen jetzt schon auf den Gesundheitsmarkt – mit Präparaten von harmlos und ungefährlich bis zu IMHO nicht ungefährlich (Johanniskraut). Ebenso gibt es inzwischen einige homöopathische Mittel, die viel Werbung machen, norm viel versprechen und sauteuer sind (also wirklich noch mal was auf die eher harmlosen DHU Preise draufpacken). Welche wird DM wohl in das Regal stellen? Ich biete meinen Kunden wenigstens die günstigere Alternaive an, wenn ich das Mittel denn überhaupt für angebracht halte.
Drittens gehören die Möglichkeiten der Homöopathie für mich einfach zur Apotheke, ebenso wie die der anthroposophischen Arzneimittel und Phytos.
Und schließlich, etwas was mir bei der ganzen Diskussion immer fehlt: wenn über die wirklungslosen Zuckerküglechen hergezogen wird, wird immer von C/D30 geredet, in der tatsächlich nix mehr drin ist, außer Zucker. Homöopathie ist aber auch ein Neu*****, das mit D2 und D3 Potenzen arbeitet. Da ist noch Wirkstoff drin, der wirken kann. Und es – so ist zumindest die Meinung unserer Kunden, denn was so gar nicht hilft wird ja wohl kaum wieder und wieder gekauft – eben auch tut.
Ich verstehe, dass das den Apotheken weh tun würde, auch dann, wenn man z.B. Das Recht Urtinkturen und Potenzen bis D6 zu verkaufen rein den Apotheken überlassen würde.
Die Besitzerin meiner Stammapotheke ist selbst Heilpraktikerin, im Sichtbereich ist gut die Hälfte der Fläche der Homöopathie vorbehalten, rein menschlich würde es mir sehr leid tun, wenn Ihr dieser Zweig zum Teil wegbrechen würde.
Aber ich verstehe trotzdem schon länger nicht, warum die Drogeriemärkte echte Medikamente verkaufen dürfen, Zuckerkügelchen aber apothekenpflichtig sind. Mit Zuckerkugeln, Blütentau und nummeriertem Salz macht nun man garantiert nichts falsch.
Höchstens der Placeboeffekt ist vielleicht besser, wenn man das „Medikament“ nur in der Apotheke bekommt.
Insofern habe ich Verständnis für die wirtschaftlichen Bedenken der Apotheken, das Verständnis für die reine medizinische Notwendigkeit der Apothekenpflicht fehlt mir aber tatsächlich.
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Welche „echten“ Medikamente dürfen Drogerien denn verkaufen?
Im Übrigen hatten wir grade erst heute wieder den FAll, daß ein homöopathisches Mittel verlangt wurde, welches völlig ungeeignet war, und wir das mit viel Beratung erst mal Aufklärung leisten mußten.
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Da ich nicht an homöopathische „Medikamente“ oberhalb von D 6 glaube sehe ich da natürlich auch keinerlei Beratungsbedarf, weil es m.E. völlig egal ist ob jemand bei nem blauen Fleck Arnika D12, Euphrasia D 12, Nux vomica D12 oder was ganz anders nimmt – Zucker ist Zucker, Alkohol ist Alkohol (bei den Tropfen).
Das ist eine reine Glaubensssache und daher erfahrungsgemäß nicht diskutierbar, denn glauben darf m.m.n. jeder was er will 😉
Zu den „Medikamenten“ in der Drogerie – da kann ich x verschiedenen Sachen erhalten die tatsächlich einen Wirkstoff enthalten, auch wenn er pflanzlich und/oder ungefährlich (und oft vermutlich auch wirkungslos) sein mag. Und die aussehen wie Medikamente, was sicher viele Leute verleitet, diverses sinnloses Zeug beratungsfrei in sich reinzustopfen.
Die ganzen Nahrungsergänzungsmittel nehme ich mal raus, aber es gibt auch diverse Sachen für oder gegen die Verdauung, Halstabletten (die auch in der Apotheke verkauft/empfohlen werden), diverse Hustentropfen, Wundsalben und keine Ahnung was noch alles.
Ich persönlich fände es halt sinnvoller alles was zu irgendeiner Krankheit gehört den Drogeriemärkten zu verbieten und in die Apotheke zurück zu verlagern, wo man die Symptome beschreiben kann und entsprechend beraten wird (ggf. auch mit „gehen sie zum Arzt, mit rezepfreien Sachen wird das nix“) und die so frei werdenden Meter mit Zuckerkugeln zu füllen, deren einzige nachweisbare Wirkung das Füllen der Kassen von Herstellern und Verkäufern ist.
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